Da wir in unserem Arbeitsalltag immer wieder gefragt werden, bei welchen Symptomen wir welche Behandlungsmethode einsetzen und was die einzelnen Therapieformen bei den Pferden bewirken, habe wir für euch eine mehrteilige Zusammenfassung erstellt. In diesem zweiten Teil widmen wir uns der Pferdephysiotherapie.
Pferdephysiotherapie ist die gezielte Behandlung physiologischer Funktionsstörungen, beispielsweise Bewegungsstörungen. Ziel der Behandlung ist es, durch spezielle Techniken Einschränkungen der Körperfunktionen zu vermeiden, zu verbessern oder zu beseitigen. Daher werden physiotherapeutische Verfahren in der Prävention und Rehabilitation angewendet. Die Pferdephysiotherapie ist ein natürliches Heilverfahren, das sowohl auf passiven (durch äußere Kräfte, zum Beispiel vom Therapeuten geführten) als auch aktiven (selbständig ausgeführten) Bewegungen basiert. Auf diese Weise sollen körperliche Fehlentwicklungen korrigiert und Heilungsprozesse eingeleitet oder unterstützt werden.
Durch sanfte Gewebemanipulationen und Aktivierung wird durch die Pferdephysiotherapie eine höhere Beweglichkeit erzielt und die Balance der Körpersysteme des Pferdes wird stark verbessert. Durch Pferdephysiotherapie wird eine tiergerechte Körperhaltung im Zusammenspiel mit einer Verringerung von Schmerzen und Spannungen gefördert. Die Anwendung von Techniken, die der Ausbalancierung der Muskulatur dienen, können vor Wettbewerben die Leistungsfähigkeit des Pferdes bis hin zu Spitzenleistungen steigern. Auf diese Weise kann das Pferd für einen sehr langen Zeitraum im Hochleistungssport eingesetzt werden.
Pferdephysiotherapie wendet man zu folgenden Zwecken an:
Muskelermüdungen sind sehr häufig ein wichtiger Auslöser von Lahmheiten bei Pferden. Warum? Große Mengen Blut sind nötig, um eine dauernde Aktivität der Muskeln aufrechterhalten zu können. Dieses versorgt die Muskeln mit Nährstoffen und dem lebensnotwendigen Sauerstoff. Dabei kann das Blutvolumen, das vom Herzen eines Pferdes bewegt wird, von ca. 40 Litern im Ruhezustand auf bis zu 250 Litern bei maximaler Belastung ansteigen. Das Pferd kann die höchste Stufe seiner Leistungsfähigkeit also nur erreichen, wenn das Herz optimal Sauerstoff in die Muskeln transportiert. Ein weiterer Faktor, der bei höchster Beanspruchung des Pferdes zu Muskelermüdungen führen kann, ist die Produktion von Milchsäure beim Stoffwechsel in der Muskelzelle. Die Physiotherapie optimiert also die Versorgung der Muskeln beim Pferd, die Beweglichkeit sowie den Abtransport der Stoffwechselprodukte.