Eine niederschmetternde klinische Diagnose nach MRT

22. März 2013 | Lesedauer - ca. < 1 minute | Autor:in - Denise Beckmann
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Ganzheitliche Rekonvaleszenz im PferdeRehaTraining

Ein Erfahrungsbericht von Katrin G., Reichshof

Pferd: Ouarterhorse Wallach, 7 Jahre

Name: “Surely be Blazin”

Klinische Diagnose: 2 Löcher in der tiefen Beugesehne und Entzündung des Strahlbeins

Empfehlung: 5 Monate Standzeit

Im Juni 2012 erhielten wir von der Pferdeklinik Burg Müggenhausen für unseren 7-Jährigen Quarterhorse-Wallach „Blaze“, der bis dahin von meiner Tochter in Pleasure, Trail und Horsemanship auf Turnieren vorgestellt wurde, nach einer MRT-Untersuchung folgende Diagnose:

2 Löcher in der tiefen Beugesehne und Entzündung des Strahlbeins

Vorangegangen war eine leichte Lahmheit, jedoch erschien uns das Pferd bereits ab Dezember 2011 verändert. Seine Gänge wurden schlechter, zudem blieb er häufig einfach stehen, legte die Ohren an und trat sich sogar unter den Bauch. Natürlich haben wir die Signale nicht ignoriert, jedoch brachte seinerzeit ein Besuch in einer Klinik mit ausgiebiger Untersuchung (u.a. Röntgenbilder von Rücken und Beinen) keinen Befund.

Das Pferd lahmte ja (noch) nicht, so dass es wie die Suche der berühmten Nadel im Heuhaufen war. Der Tierarzt tippte auf „Widersetzlichkeit“, so machten wir also weiter, bis dann im Juni eine Lahmheit vorne rechts auftrat. Nun konnte also gezielt an diesem Bein gesucht werden, aber da sich die Löcher in der Sehne ganz unten im Huf befanden, brachte erst ein MRT-Bild die o.g. Diagnose.

5 Monate Boxenruhe und Bisphosphonat als Rekonvaleszenz?

Als Therapie wurde folgendes vorgeschlagen: 5 Monate Boxenruhe mit täglichen kurzen Spaziergängen, zweimalige Behandlung mit Bisphosphonat (wer es nicht kennt, sollte froh sein, es ist sehr teuer!), intravenös gespritzt. Außerdem: Spezialbeschlag mit Eiereisen und Sohlenpolster. Nach dieser Zeit sollte nochmals ein MRT-Bild aufgenommen werden.

Nun ist unser Pferd ein Tier, welches sich liebend gern bewegt, insofern war die lange Boxenruhe eine echte Herausforderung. Wir haben das Heu in ein Heunetz mit sehr kleinen Löchern gepackt, damit er möglichst den ganzen Tag mit Fressen beschäftigt war. Dennoch, es wurde immer schwieriger, ihn in der Box zu halten.

Mitte November fuhren wir dann zur Nachkontrolle in die Klinik. Ergebnis der neuen MRT-Aufnahme: Die Entzündung am Strahlbein war erheblich besser, jedoch noch nicht ganz weg. Ein Loch in der Sehne war sehr viel kleiner geworden, aber das andere Loch hatte sich kaum verändert. Uns wurde gesagt, wir sollten nochmals 3 weitere Monate Rekonvaleszenz dranhängen und dann wieder vorstellig werden.

Er stand mit dem Kopf zur Wand und hatte sich aufgegeben

Inzwischen war es Winter geworden und Blaze gebärdete sich in der Box zeitweise sehr heftig. Auch das Führen wurde wirklich gefährlich, sowohl für den Menschen als auch für ihn, denn es lag Schnee und mit dem Beschlag rutschte er extrem. Wir waren ratlos und gaben ihm manchmal Beruhigungsmittel, um ihn überhaupt führen zu können. Aber das war auf Dauer natürlich auch keine Lösung und wir wussten wirklich nicht mehr weiter.

Hinzu kam, dass Blaze dabei war, „sich aufzugeben“. Hatte ich in der ersten Zeit der Boxenruhe noch bewundert, wie freundlich und interessiert er an allem trotzdem war, fand ich inzwischen bei meinen Besuchen ein Pferd vor, dass mit dem Kopf zur Wand stand und selbst bei dem Geraschel der Möhrentüte kaum reagierte. So konnte es nicht mehr weitergehen.

Von Jutta Beckmann hatten wir vor vier Jahren einen anderen Quarterhorse-Wallach gekauft und standen seitdem in losem Kontakt zu ihr. An einem Sonntag Anfang Dezember hatte ich – warum auch immer – die Idee, mal wieder auf ihre Homepage zu gehen. Ich sah, dass die Seite neu aufgebaut war, aber was mir sofort ins Auge fiel, war der Satz:

„Rekonvaleszenz für Pferde, stationäre Aufnahme auf Anfrage möglich“

Sofort rief ich Jutta an und schilderte unsere Situation mit Blaze. Nach Rücksprache mit Denise konnten wir ihn am 15. Dezember 2012 zu den beiden nach Steinfurt bringen. Er bekam eine große Box, dick mit Stroh eingestreut. Das Beruhigungsmittel ließ ich Jutta da und erklärte ihr auch, dass sie Bescheid sagen solle, wenn der Umgang mit Blaze zu schwierig würde. Denn: So gern wir ihm eine Genesung ermöglichen wollten, es sollte keinesfalls ein Mensch zu Schaden kommen.

Ohne Beruhigungsmittel bestens betreut

Blaze wurde dann von Jutta und Denise wirklich bestens betreut. Täglich ging Jutta mit ihm spazieren (das Beruhigungsmittel gab sie mir beim nächsten Besuch mit, sie brauchte es kein einziges Mal), außerdem wurde er von ihnen mittels Pferdeosteopathie, Akupunktur und Physiotherapie ganzheitlich behandelt, wobei ein Hauptaugenmerk auf dem Auflösen von Blockierungen bestand. Ganzheitlich bedeutet, dass Blaze Schwachstellen an ganz anderen Körperteilen hatte, als vorne rechts im Huf. Diese ganzheitliche Betrachtungsweise ist sehr wichtig, denn oftmals steckt die Ursache für eine Lahmheit an ganz anderen Stellen. In der Humanmedizin ist es ja genauso: Manch einer läuft jahrelang mit Rückenschmerzen herum und klappert Ärzte und Krankengymnasten ab, bis z.B. herausgefunden wird, dass ein Bein kürzer als das andere ist und die Rückenschmerzen daher rühren.

Bei unseren weiteren Besuchen fanden wir ein Pferd vor, dass wieder interessiert an seiner Umwelt war und auch nicht mehr ausflippte. Inzwischen hatte Jutta das tägliche Führen auf eine Stunde ausgedehnt, im Schritt war keine Lahmheit zu erkennen. Auf Juttas Vorschlag hin behandelte ein Pferdedentist Blaze, außerdem wurde der Schmied in die Behandlung mit einbezogen.

Rekonvaleszenz – Training erforderte Mut und Vertrauen

Anfang März 2013 telefonierten wir wieder einmal, da sagte Jutta, sie denke, es wäre an der Zeit, Blaze unter dem Sattel wieder vorsichtig anzutrainieren. Sie wollte gerne, dass wir beim nächsten Besuch den Sattel mitbringen und Blaze reiten sollten. Ehrlich gesagt – mir war es etwas mulmig. Nach 8 Monaten Reitpause während der Rekonvaleszenz sollten wir uns bei ca. 3 Grad auf einem offenen Reitplatz auf ein lauffreudiges Pferd setzen, was ich 2,5 Monate vorher zu Hause nicht mal mehr problemlos hatte führen können.

Jutta spürte wohl mein Zögern und sagte: „Aber nur, wenn ihr mir soweit vertraut“. Das gab dann den Ausschlag. Ich weiß nicht warum, aber meine Tochter und ich fuhren entspannt nach Steinfurt. Es war erstaunlich: Jutta führte Blaze zuerst an der Longe vor. Er war sehr brav, eher faul. Kein Rennen, kein Buckeln. Anschließend stieg ich auf und es war, als sei Blaze am Vortag das letzte Mal geritten worden. Er war so entspannt, dass ich auch keinerlei Bedenken hatte, dass meine Tochter ihn noch ein paar Minuten ritt.

Seitdem trainiert Jutta Blaze langsam wieder an. Sie achtet dabei vor allem darauf, dass die Hinterhand aktiviert wird und mehr Last aufnimmt, um die Vorhand zu entlasten. Auch weiterhin wird Blaze noch ganzheitlich behandelt.

Ein guter Weg und ein noch besseres Ergebnis

Ob die Lahmheit für alle Zeiten verschwunden sein wird, kann sicherlich derzeit noch niemand sagen. Fest steht, dass wir auf einem guten Weg sind und dass ich Blaze in dieser schwierigen Phase in besten Händen wusste, da bei Jutta und Denise nicht nur sein akutes Lahmheitsproblem, sondern das ganze Pferd – vor allem auch seine Psyche – behandelt bzw. berücksichtigt wurden.

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